Viele kennen die Stadt vermutlich vor allem durch den Fußballverein. Doch was nur wenige wissen: Am Klinikum Heidenheim wird in der hauseigenen Apotheke klinische Pharmazie betrieben. In diesem Artikel möchten wir euch zeigen, welche spannenden Aufgaben und welches vielseitige Arbeitsumfeld Pharmazeut*innen im Praktikum (PhiP) in Heidenheim erwarten.
Mit rund 2.000 Mitarbeitenden in etwa 80 verschiedenen Berufen und über 500 Betten zählt das Klinikum Heidenheim zu den größten Arbeitgebern in Ostwürttemberg. Die moderne Krankenhausapotheke ist 2021 in neue Räumlichkeiten umgezogen und bietet ein breites pharmazeutisches Leistungsspektrum. Das Team besteht derzeit aus sechs Apothekerinnen, fünf Pharmazeutisch-technischen Assistentinnen (PTAs) und drei Pharmazeutisch-kaufmännischen Angestellten (PKAs) – ergänzt durch zwei PhiPs sowie regelmäßig wechselnde Famulantinnen und Praktikantinnen aus anderen Bereichen, Studierenden der nahen Hochschule Aalen und einer PKA-Auszubildenden.
Bereits seit 2019 ist die Apotheke als akademische Ausbildungsapotheke der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg akkreditiert. Die Leiterin, Dr. Anka Röhr, Mitglied der Vertreterversammlung, engagiert sich zudem seit vielen Jahren aktiv für eine qualitativ hochwertige pharmazeutische Ausbildung. Im Klinikum ist interdisziplinäres Arbeiten Alltag. So steht das Apothekenteam in engem Austausch mit Ärzt*innen und Pflegekräften, die sich bei pharmazeutischen und infektiologischen Fragestellungen regelmäßig an dieses wenden. Durch das vergleichsweise kleine Team herrscht eine familiäre Atmosphäre – und PhiPs haben die Chance, in alle Bereiche der Krankenhauspharmazie Einblick zu erhalten und aktiv mitzuarbeiten.
Praxisnahe, vielseitige und individuelle Betreuung
Gleich zu Beginn des praktischen Jahres (PJ) erhalten die Pharmazeuten im Praktikum im Klinikum Heidenheim einen strukturierten Ausbildungsplan, in dem alle relevanten Bereiche sowie Ansprechpartnerinnen übersichtlich aufgeführt sind. Ergänzt wird die praktische Ausbildung durch vertiefende Seminare zu ausgewählten Themen. Ein wichtiger Bestandteil ist der Bereich Arzneimittelinformation. Dazu gehört neben der Beantwortung von Fragen aus dem klinischen Alltag der Ärztinnen und Pflegekräfte auch die eigenständige Bearbeitung von Arzneimittelkonsilen. Für elektiv aufgenommene Patientinnen der chirurgischen, urologischen, gynäkologischen und internistischen Abteilungen überträgt die Apotheke die Aufnahmemedikation in die elektronische Patientenakte und stellt die Medikamente auf die Krankenhausmedikation um. Dabei wird mit Äquivalenzdosistabellen gearbeitet (z.B. Umstellung von Valsartan auf Candesartan), die Indikation jeder Medikation geprüft und Interaktionschecks werden durchgeführt. Auch Laborwerte wie Kalium oder Kreatinin werden berücksichtigt, um die Dosierung an die Nierenfunktion anzupassen.
Diese Aufgaben dürfen PhiPs im PJ selbstständig durchführen – natürlich werden sie dabei von einer Apothekerin fachlich begleitet und können alle aufkommenden Fragen besprechen. In einem begleitenden Seminar lernen sie außerdem verschiedene Informationsquellen kennen, die zur Beantwortung pharmazeutischer Anfragen aus der Klinik, von Arztpraxen oder öffentlichen Apotheken genutzt werden können.
In Heidenheim gehört das Arbeiten mit der elektronischen Medikationskurve seit vielen Jahren zum Alltag. PhiPs lernen hier, wie wichtig die pharmazeutische Betreuung und Pflege der verschiedenen Softwaresysteme ist und welchen notwendigen Beitrag das zur Arzneimittelsicherheit auf der Station leistet. Verschiedene Medikationskurven, Stammdaten, Informationssysteme, Daten banken und vieles mehr werden hier berücksichtigt – da kann man am Anfang schon einmal den Überblick verlieren. Die PhiPs bekommen hier einen sehr breiten Einblick in IT-gestützte, patientenorientierte Pharmazie.
Die Apotheke in Heidenheim ist für ihre Expertise im Therapeutischen Drug Monitoring (TDM) bekannt. Seit über 15 Jahren werden Blutspiegel kritischer Arzneimittel direkt in der Apotheke gemessen und darauf basierende Dosisempfehlungen an die behandelnden Ärztinnen weitergegeben. Welche Aufgaben einen PhiP in diesem Bereich konkret erwarten, hat Eva, Pharmazeutin im Praktikum in Heidenheim, in einem Erfahrungsbericht zusammengefasst (siehe Kasten „PhiP Eva berichtet über ihren typischen Arbeitstag“).
PhiP Eva berichtet über ihren typischen Arbeitstag |
Mein Arbeitstag startet um 7.30 Uhr in der Apotheke. Da mein Arbeitsweg aufgrund des nebenan gelegenen Appartements nur zwei Minuten dauert, kann ich entspannt in den Tag starten. Aktuell bin ich vormittags in der Zytostatika-Herstellung. Zusammen mit einer PTA werden zunächst alle Anforderungen und Herstellungsprotokolle überprüft und mit den jeweiligen Stationsleitungen telefonisch verglichen, damit auch nur die Zubereitungen hergestellt werden, die tatsächlich einem Patienten an dem Tag verabreicht werden. Dann geht es auch schon los: Umziehen, Haarhaube und Mundschutz aufsetzen, Hände waschen und desinfizieren, Handschuhe anziehen, Schuhe wechseln und ab in den Vorbereitungsraum. Hier werden die Infusionsbeutel und Arzneistoffe hergerichtet und eingeschleust. Anschließend geht es aus dem Vorbereitungsraum in die verschiedenen Personal-Schleusen, bis wir im Herstellungsbereich mit mehreren Schichten Schutzkleidung ankommen. Heute darf ich das erste Mal den Herstellerkittel anziehen: Ja, genau, ich als PhiP darf nicht nur zuschauen, sondern selbst Zytostatika herstellen. In Heidenheim hat man die Möglichkeit, sich für die Herstellung validieren zu lassen. Dabei wird – vereinfacht gesagt – kontrolliert, ob man sauber arbeitet. Ich habe meine Validierung bereits erfolgreich abgeschlossen. Außerdem konnte ich mehrere Stunden die Herstellungstechniken von den PTAs lernen und an Wasser und NaCl-Lösungen üben, sodass ich mich für die erste Herstellung sehr gut vorbereitet fühle. Aufgrund des Vier-Augen-Prinzips ist eine PTA immer an meiner Seite, die meine Arbeitsschritte kontrolliert und ggf. mit Tipps und Tricks aus ihrer langjährigen Erfahrung weiterhilft. Natürlich geht das Herstellen am Anfang noch nicht so schnell. Für den ersten Herstellungs-Tag sucht das Team deshalb extra einen Tag heraus, an dem nicht so viel produziert werden muss, damit man in Ruhe arbeiten kann, ohne dass die Patienten verspätet mit ihrer Therapie beginnen müssen – Erleichterung, aber auch Stolz bei mir nach meinem ersten Herstellungstag. Gegen 10 Uhr startet für mich der zweite Bereich an diesem Tag – das TDM-Labor. Zunächst arbeite ich die eingetroffenen Blutproben von den Patientinnen der Intensivstation auf. Anschließend werden die Serumspiegel der Antibiotika und Antikonvulsiva mit der High-performance liquid chromatography (HPLC) gemessen und ausgewertet. Die Ergebnisse gebe ich dann an die Apothekerinnen weiter, die eine Empfehlung zur Dosisanpassung an die behandelnden Ärzt*innen verfassen. Auch hier darf man als PhiP aktiv mithelfen. Zum besseren Verständnis stehen verschiedene Simulationsprogramme zur Verfügung, die die Pharmakokinetik diverser Applikationsformen (Dauerinfusion, Kurzinfusion, orale Gabe etc.) anschaulich darstellen können. Zwischendurch gehe ich gemeinsam mit dem Team in die Cafeteria für die Mittagspause. Um 15 Uhr ist dann noch Visite auf der Intensivstation. Dort werden die TDM-Ergebnisse interdisziplinär besprochen und weitere pharmazeutische Fragestellungen direkt am Patientenbett geklärt. Gegen 15.30 Uhr endet (m)ein abwechslungsreicher und spannender Arbeitstag. |
Auch die Mitarbeit in der Zytostatika-Herstellung im modernen Reinraum gehört zum PJ – und wer möchte, darf selbst mit anpacken und unter Anleitung herstellen. Wie das genau abläuft, beschreibt Eva ebenfalls in ihrem Bericht. Natürlich beschäftigen uns auch aktuelle Herausforderungen wie Lieferengpässe. Während des PJs erhalten Pharmazeutinnen im Praktikum Einblicke in die Arzneimittelausgabe, das Bestellwesen, die Lagerlogistik und das Management solcher Engpässe – wertvolles Wissen für den späteren Berufsalltag. Wer Interesse an wissenschaftlicher Arbeit hat, kann in Heidenheim auch etwas Forschungsluft schnuppern. Denn das Klinikum bzw. die Krankenhausapotheke ist regelmäßig an Studien beteiligt oder bearbeitet interne Fragestellungen zu praktischen Problemen, sodass es immer spannende Projekte gibt, an denen mitgearbeitet werden kann. Abgerundet wird das PJ durch die Möglichkeit, an interdisziplinären Fortbildungen von verschiedenen Fachrichtungen im Klinikum teilzunehmen.
Wie bewirbt man sich fürs PJ in Heidenheim?
Eine Bewerbung kann direkt über das Bewerbungsportal der Klinik eingereicht werden. Schicke dazu am besten einen Lebenslauf und ein kurzes Anschreiben mit. Du kannst auch passende bisherige Zeugnisse und Zertifikate mit einreichen. Wir haben außerdem ein kleines Video erstellt, in dem du unsere Apotheke, die Aufgabenbereiche und das Team kennenlernen kannst.
Um das Video anzusehen: hier klicken.
Und hier geht es direkt zur Online-Bewerbung.
Nach der Bewerbung erfolgt eine Vorstellung in der Apotheke, die du besichtigen kannst. Außerdem kannst du deine Fragen zum PJ stellen und die aktuellen PhiPs kennenlernen. Was wir uns von dir wünschen: Am wichtigsten sind uns deine Neugier und dein Interesse, unsere vielfältigen Arbeitsbereiche kennenzulernen. Wenn du außerdem gerne eigenverantwortlich arbeitest und Lust hast, dich aktiv ins Team einzubringen, bist du bei uns genau richtig.