Illustration: Wessinger und Peng

Antibiotikaresistenzen – Der Kampf mit stumpfen Waffen

Jedes Jahr sterben weltweit circa 700.000 Menschen an arzneimittelresistenten Infektionen. Für die Weltgesundheitsorganisation gehören antimikrobielle Resistenzen zu den größten gesundheitlichen Bedrohungen des 21. Jahrhunderts. Gegen eine immer größere Zahl von bakteriellen Erregern verlieren vorhandene Antibiotika ihre Wirksamkeit. Ursachen sind unter anderem die unsachgemäße Anwendung beim Menschen und der breite Einsatz bei der Massentierhaltung.

Mit der COVID-19- Pandemie verschlechterte sich die Situation. Einerseits wurden Gelder aus der Antibiotikaforschung umverteilt, um das Eindämmen und Behandeln von COVID-19 verstärkt zu untersuchen. Andererseits werden zahlreiche COVID-19-Patienten vorsorglich mit Antibiotika behandelt, um bakterielle Superinfektionen zu verhindern.

Viele große Pharmakonzerne zogen sich in den letzten zwei Jahrzehnten aus der Antibiotikaforschung zurück. Laut dem Verband forschender Pharma-Unternehmen (vfa) ließe sich die aufwendige und kostspielige Wirkstoffentwicklung kaum refinanzieren. Wenn neue wirksame Antibiotika zugelassen werden, kommen diese nur im Notfall als Reserveantibiotika zum Einsatz.

Im Juli 2020 wurde bekannt gegeben, dass über 20 der führenden Pharmaunternehmen den „Antimicrobial Resistance Action Fund“ bilden. Die Investitionen belaufen sich auf etwa eine Milliarde Dollar und sollen direkt in die Antibiotikaforschung fließen. Auf diese Weise sollen bis 2030 zwei bis vier neue Antibiotika entwickelt werden.

Marius Penzel, Berlin

Marius Penzel studierte Pharmazie in Leipzig. Nach dem Praktischen Jahr absolvierte er ein Volontariat bei der Deutschen Apotheker Zeitung. Heute arbeitet er als freier Wissenschaftsjournalist in Berlin.