„Das Wichtigste für eine gute Ausbildung ist die Struktur.“

Apotheker Dr. Björn Schittenhelm

In einem Interview zum praktischen Jahr sprach die UniDAZ mit Apotheker Dr. Björn Schittenhelm, Inhaber der Alamannen-Apotheke, über seinen Betrieb und was Pharmazeuten im Praktikum (PhiPs) dort alles lernen können. Die Alamannen-Apotheke in Holzgerlingen gibt es seit über 50 Jahren. Sie wurde 2010 von Dr. Björn Schittenhelm übernommen. Sie ist von der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg (LAK BW) als akademische Ausbildungsapotheke akkre­ditiert und wurde vom BPhD 2020 zur besten Aus­bildungsapotheke in der Kategorie „beste Offizin“ ausgezeichnet.

UniDAZ: Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in der Alamannen-Apotheke beschäftigt?
Schittenhelm: Unser Team besteht aus circa 30 bis 35 Mitarbeitern, mit vielen jungen Kollegen. Besonders ist, dass bei uns sehr viele approbierte Apothekerinnen und Apotheker arbeiten, darunter Teilzeit- und Vollzeit­kräfte. Für den Auszubildenden hat das den Charme, dass er mit vielen Approbierten zu tun hat und von jedem ­Unterschiedliches lernen kann. Eine unserer Apothekerinnen ist z. B auch PTA-Lehrerin.

UniDAZ: Impfen Sie auch?
Schittenhelm: Selbstverständlich. Im Landkreis Böblingen haben wir das Impfen in der Corona-Pandemie
organisiert, ich habe schon über 1000 Personen geimpft.

UniDAZ: Was ist Ihrer Meinung nach wichtig, um einen Pharmazeuten im Praktikum optimal auszubilden?
Schittenhelm: Ich denke, das Wichtigste ist, dass es eine Struktur gibt. Die LAK BW hat einen Leitfaden ausge­arbeitet. Diesen Plan haben wir auf unsere Apotheke
angepasst. Bei uns bekommen die PhiPs etablierte Lern­zeiten, in denen wir gemeinsam Themen erarbeiten.

UniDAZ: … zum Beispiel?
Schittenhelm: Ein Thema, für das ich in unserem Team zuständig bin, ist Diabetes. Ich gehe dann mit den Prak­tikanten konkret die wichtigsten Punkte für die Praxis durch, erkläre die Devices, frage nach, ob sie wissen, wie diese funktionieren. In jeder Lernstunde wird mit den Praktikantinnen und Praktikanten ein anderes wichtiges Thema durchgegangen, weitere Beispiele sind die Rezeptur oder die Medikationsanalyse. Bei dieser pharmazeutischen Dienstleistung erarbeiten wir zusammen alle Prozesse von der Vereinbarung des Termins mit den ­Patienten über das Erstgespräch, die Analyse, die Kommunikation mit dem Arzt hin zum Abschlussgespräch. Unsere Praktikanten arbeiten von Anfang an mit und sind nicht nur bei einer, sondern bei vielen Analysen dabei.

UniDAZ: Haben die PhiPs bei Ihnen auch die Möglichkeit, an Fortbildungen teilzunehmen?
Schittenhelm: Bei uns gibt es interne Fortbildungen, und wir geben jedem PhiP auch die Möglichkeit, an externen, z. B. bei der Kammer, teilzunehmen.

UniDAZ: Worauf sollten Studierende bei der Suche nach ihrer Apotheke fürs Praktische Jahr achten?
Schittenhelm: Studierende sollten die Apotheke für ihre Ausbildung bedacht aussuchen. Als angehender PhiP würde ich der Apotheke immer die Frage stellen, wann und wie viele Pharmazeuten im Praktikum dort in letzter Zeit ausgebildet wurden. In der Alamannen-Apotheke bilden wir jedes Jahr zwischen drei und vier PhiPs aus, deshalb ist das in unserer Routine ein klar etablierter Prozess. Viele unserer PhiPs wollen nach dem Praktischen Jahr in der öffentlichen Apotheke bleiben. Die Rate liegt über die letzten zehn Jahre geschätzt bei 70%, die nach wie vor in der Offizin arbeiten. Ich denke, das ist eine sehr gute Quote!

Julia Stützle

Julia Stützle hat Pharmazie in Tübingen studiert. Nach Erhalt der Approbation war sie ein Jahr in der öffentlichen Apotheke tätig. Im Februar 2023 begann sie ein Volontariat in der Redaktion der DAZ.