Als Apothekerin im Lektorat – ein Interview

Apothekerin Dr. Iris Milek

Apotheke, Industrie oder Krankenhaus – habt ihr euch schon entschieden, wo ihr nach dem Studium arbeiten wollt? Tatsächlich stehen euch noch viel mehr berufliche Wege offen als diese klassischen drei. Wer sich gerne mit Medien und Büchern beschäftigt, sollte sich zum Beispiel überlegen, ob die Arbeit in einem pharmazeutischen Fachverlag etwas für ihn oder sie ist. Die UniDAZ sprach mit Apothekerin Dr. Iris Milek. Sie leitet das Lektorat Pharmazie und Naturwissenschaften der Mediengruppe Deutscher Apotheker Verlag und erzählt im Interview von den Aufgaben und Herausforderungen ihres Berufs.

UniDAZ: Wie kamen Sie dazu, im Lektorat eines pharmazeutischen Fachverlags zu arbeiten?
Milek: Medien und Fachliteratur haben mich schon immer sehr interessiert. In der Deutschen Apotheker ­Zeitung war 2007 eine Stellenanzeige geschaltet, in der nach einem Apotheker bzw. einer Apothekerin für eine Stelle im Deutschen Apotheker Verlag gesucht wurde. Darauf habe ich mich beworben und bin seitdem dort.

UniDAZ: Wie sieht der Arbeitsalltag im Lektorat aus?
Milek: Im Lektorat beschäftigen wir uns mit sehr vielen verschiedenen Medien, darunter mit Printmedien und digitalen Medien. Beispiele für Printmedien sind Karteikarten, klassische Lehrbücher oder apothekenrelevante Werke. Jedes Jahr erscheinen 90 bis 100 Titel. Diese schreiben wir in der Regel nicht selbst, sondern wir begleiten die Entstehung. Jeder von uns betreut eine Vielzahl von Projekten, die sich in den unterschiedlichsten Stadien befinden. Während des Entstehungsprozesses müssen wir die Kapitel überprüfen und mit den Autoren kommunizieren, ob das Kapitel in die erwartete Richtung geht, die für unsere Leser relevant ist.

UniDAZ: Woher kommen die Ideen für neue Bücher?
Milek: Die Ideen für ein Medium kommen entweder von uns oder von externen Autoren. Im Team besprechen wir die Vorschläge und beschließen, welche wir umsetzen und welche nicht. Aktuelle Themen, mit denen wir uns zurzeit viel beschäftigen, sind z. B. die pharmazeutischen Dienstleistungen, das E-Rezept oder die neue PTA-­Ausbildungsverordnung. Gerade für diese neuen Themen brauchen die Apotheken Hilfen und wir versuchen, diese zu entwickeln und anzubieten.

UniDAZ: Gibt es ein Produkt, dessen Weg bis zur Veröffentlichung Ihnen besonders im Kopf geblieben ist?
Milek: Eines meiner ersten Produkte, das ich entwickelt habe und für einen sehr spannenden Artikel halte, war der „Rezept-Trainer“. Das ist ein Karteikasten mit verschiedenen Verordnungsbeispielen, wie sie in der
Praxis vorkommen. Viele Apotheken nutzen den Rezept-­Trainer, um z. B. Teamfortbildungen zu machen oder ihre Praktikanten zu schulen. Man kann sich jeden Tag ein paar Rezepte vornehmen und anhand des Beispiels lernen, worauf alles zu achten ist. Dieses spielerische Lernen finde ich einen sehr interessanten Ansatz, und deshalb hat es mir auch so viel Freude bereitet, den Rezept-Trainer zu entwickeln.

UniDAZ: Was sollte man mitbringen, wenn man selbst in einem Fachverlag arbeiten möchte?
Milek: Die Person sollte sehr neugierig sein und in alle Richtungen denken, denn wir bedienen den gesamten „Kosmos“ der Themen, die die Pharmazie und die Apotheke betreffen. Man sollte außerdem Spaß am Umgang mit anderen Menschen haben, denn wir haben sehr viel Kontakt mit unseren Autoren. Und natürlich ist auch eine gute Fachkompetenz von Vorteil.

UniDAZ: Was gefällt Ihnen besonders an Ihrem Beruf?
Milek: Mich mit dem Thema Pharmazie in allen Facetten zu beschäftigen. Mein Beruf ist sehr abwechslungsreich. Gerade überprüfe ich zum Beispiel ein Sachregister. Da muss ich genau überlegen, welche Begriffe und Stichwörter alle ins Verzeichnis müssen. Ein Nutzer sucht zum Beispiel nach dem Stichwort „Darmflora“, ein anderer nach „Mikrobiom“. Ich muss das logische Netz von Begriffen erfassen und mir überlegen, wie verschiedene Personen suchen. Das ist einer von vielen komplexen Prozessen, die mir sehr viel Spaß machen.

Julia Stützle

Julia Stützle hat Pharmazie in Tübingen studiert. Nach Erhalt der Approbation war sie ein Jahr in der öffentlichen Apotheke tätig. Im Februar 2023 begann sie ein Volontariat in der Redaktion der DAZ.