Ehrenamtliches Engagement im Studium – ein weiterer Zeitfresser oder Gewinn?

Als ich begonnen habe, Pharmazie zu studieren, wusste ich gar nicht, wo mir der Kopf steht. So viele neue Dinge zu erfassen, zahlreiche Praktika, Uni-Veranstaltungen bis 18:00 Uhr und danach noch am Schreibtisch lernen. Eine ehrenamtliche Tätigkeit hätte ich zu diesem Zeitpunkt niemals für möglich gehalten. Ist es überhaupt machbar, neben dem Pharmaziestudium ein Ehrenamt auszuüben? Und lohnt sich das?
Ausschlaggebend für mein ehrenamtliches Engagement war, dass ich mich regelmäßig über unser Studium aufgeregt habe. Beispielsweise darüber, dass die Studieninhalte veraltet sind und dass wir, meiner Meinung nach, nicht genügend auf eine Tätigkeit in der Offizin-Apotheke vorbereitet werden. Deshalb habe ich gedacht: „Schluss mit Meckern, einfach mal machen!“ Da kam mir das Stellenangebot des Bundesverbandes der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD) gerade recht. Hier wurde das Amt für Lehre und Studium ausgeschrieben.
Im BPhD arbeiten Pharmaziestudierende aus allen Studienstandorten zusammen. Im Grunde genommen vertreten wir die Interessen all unserer Kommiliton:innen in ganz Deutschland. Ich habe schließlich die Verantwortung für obigen Amtsbereich allein übernommen, was bedeutete, dass ich selbst entscheiden durfte, welche Projekte ich gerne verfolgen möchte. Das war für mich etwas ganz Neues, daher hatte ich erst ein bisschen Angst davor. Mir war aber klar, dass ich den Pharmaziestudierenden etwas zurückgeben möchte. Ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt, ist die Motivation im Studium. Ich finde, im Studienalltag wird man immer wieder demotiviert: Bei Praktika wird man ins kalte Wasser geworfen, Klausuren erscheinen nicht machbar zu sein, und leider hat ein Tag nur 24 Stunden. Wenn man aber ein Ziel vor Augen hat, dann wird man diese Aufgaben einfacher bewältigen. Deshalb habe ich das Projekt Studium+ ins Leben gerufen, um allen Studierenden einen Einblick zu geben, welche beruflichen Möglichkeiten es nach dem Studium gibt. Hierbei habe ich viele interessante Apotheker:innen und deren Arbeitsbereiche kennenlernen dürfen. Sosehr mein Herz für dieses Projekt geschlagen hat und so positiv auch die Rückmeldungen der Studierenden waren – der Zeitaufwand neben dem Studium war immens. Auch die Zusammenarbeit und Absprachen in Teams sind nicht immer einfach. Aber das Feedback der Studierenden und die interessanten Kontakte haben mich trotzdem motiviert weiterzumachen.


Meine Ehrenämter haben mir geholfen, mich persönlich weiterzuentwickeln.“

Bianca Partheymüller



Nach meiner Tätigkeit im BPhD bin ich in meine Fachschaft in Erlangen eingetreten. Diese setzt sich für unsere Interessen ein und organisiert Veranstaltungen für Studierende. Man kann sich hier vielfältig, je nach Talent, miteinbringen. Ich organisiere gerne, daher unterstütze ich das Komitee zur Planung unserer Abschlussfeier. Zudem ist es möglich, seine Wünsche und Bedenken anzusprechen, welche dann an die Professor:innen weitergegeben werden. Man kann hier also richtig etwas an seinem Studienstandort bewegen.
Darüber hinaus ist auch fachübergreifendes Ehrenamt möglich. Im Teddybärkrankenhaus habe ich mit Medizinstudierenden zusammengearbeitet und vielen Kindern ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Als Teddy-Docs sind wir in die Kindergärten gegangen und haben viele süße Kuscheltiere verarztet. Ziel dieser Projekte ist es, den Kindern die Angst vor dem Arztbesuch zu nehmen. Hier ist das Feedback überwältigend und ehrlich. Zudem lernt man, wie man einfühlsam mit Kindern umgehen kann. Meine Ehrenämter haben mir geholfen, mich persönlich weiterzuentwickeln. Natürlich musste ich viel Zeit investieren, aber man bekommt auch sehr viel zurück. Ich habe zahlreiche Erfahrungen gesammelt, die mir an der Uni nie vermittelt wurden. Beispielsweise, wie verschiedene Wege nach dem Pharmaziestudium aussehen können, wie man in interprofessionellen Teams zusammenarbeitet oder wie man Projekte organisiert und verwirklicht. Im Nachhinein wünsche ich mir nur, dass ich das Ehrenamt früher für mich entdeckt hätte!

Bianca Partheymüller

studiert im 8. Semester Pharmazie an der FAU in Erlangen. Vor ihrem Pharmaziestudium hat sie bereits BWL-Gesundheits­management studiert und danach ein Jahr lang im Apotheken-Außendienst gearbeitet. Hier wurde ihr klar, dass sie lieber in der Apotheke und nicht nur davor stehen möchte.