Illustration: Philotheus Nisch

Zum Studieren ins Ausland: Pharmaziestudium in der schönen Schweiz

Studium in der Schweiz – wieso sollte man das machen? Für einige klingt das vielleicht wenig reizvoll, weil sie keine grundlegenden Unterschiede zu Deutschland sehen. Dagegen möchte ich gerne festhalten, dass Schwiizerdütsch nicht zu unterschätzen ist und dass es sehr viel Kulturelles in der Schweiz zu entdecken gibt. Allein ihre Viersprachigkeit macht sie schon zu einem sehr besonderen Land.

Es gab mehrere Gründe, warum ich mich für die Schweiz entschieden habe. Das deutsche System mit Staatsexamen sagte mir nicht zu, und daher freute ich mich, an der Eidgenössischen Technischen Hochschule, kurz ETH, Zürich den Bachelor-Master-Studiengang „Pharmazeutische Wissenschaften“ zu finden. Dieser Studiengang bot zudem die Möglichkeit, spätestens nach dem Bachelor den Studienort oder gegebenenfalls die Studienrichtung ändern zu können. Pharmazeutische Wissenschaften haben mich fachlich angesprochen, und so war es für mich vor allem eine akademische Entscheidung, ins Ausland zu gehen. Und Zürich und die Schweiz sind einfach wirklich schön.

In der Vorbereitung

Auf der Website der ETH Zürich fand ich alle Informationen, die ich brauchte, auch zur Wohnungssuche und zu den zu erwartenden Ausgaben. Das Aufnahmeverfahren ist von der Fächerwahl in der Oberstufe abhängig. Mit den entsprechenden Fächern und Noten musste man nur nachweisen, dass man in Deutschland einen Studienplatz in Pharmazie bekommen hätte. Wer diese Anforderungen nicht erfüllt, kann die reduzierte Aufnahmeprüfung ablegen und darüber aufgenommen werden.
Die Schweiz ist bekanntermaßen teurer als Deutschland. Nimmt man in Kauf, für den Bachelor eventuell länger zu brauchen, kann man neben dem Studium arbeiten. Es gibt auch die Möglichkeit, sich auf ein Stipendium zu bewerben. Deutsche Stiftungen unterstützen in der Regel auch ein Hauptstudium im Ausland.

Im Studienalltag

Die Professor:innen haben es mit ihren Vorlesungen geschafft, für ihre Fächer zu begeistern. Auch fand ich es beeindruckend, wie sehr in unserem Departement die Meinung der Studierenden geschätzt und in die Lehre einbezogen wurde.
Das Bachelorstudium der Pharmazeutischen Wissenschaften dauert in der Regel drei Jahre. Semesterbeginn ist jeweils Mitte September und Mitte Februar. Die Prüfungen lagen eher am Ende der vorlesungsfreien Zeit. Aber das war das Einzige, was mich an der ETH Zürich störte, denn danach gab es nur wenig Zeit für Urlaub und Entspannung.
Da sich jede:r Schweizer:in zum Pharmaziestudium anmelden kann, wird nach dem ersten Jahr mit der Basisprüfung „gesiebt“. Bei dieser müssen die Prüfungen im Durchschnitt bestanden werden, wohingegen man danach durch alle Prüfungen einzeln kommen muss. Neben den Pflichtfächern muss im Bachelor auch ein Fach aus den Geistes-, Sozial- und Staatswissenschaften belegt werden. Ich fand es eine gute Gelegenheit, um über den Tellerrand zu blicken und mich auch mit anderen Fächern akademisch auseinanderzusetzen.
Wegen der vielen Berichte und der gesetzlichen Rahmenbedingungen des Pharmaziestudiums gibt es keine Bachelorarbeit. Den Bachelorabschluss bekommt man, sobald alle Prüfungen und Laborpraktika bestanden sind.
Danach gibt es in Zürich zwei verschiedene Masterstudiengänge zur Auswahl: den Master of Science (MSc) Pharmazie über zwei Jahre oder den MSc Pharmaceutical Sciences über eineinhalb Jahre. Ersterer zielt auf die eidgenössische Prüfung in Pharmazie hin, die man nach der Assistenzzeit im fünften Jahr ablegen und damit Apotheker:in werden kann. Das eidgenössische Apothekerdiplom wird in der EU anerkannt. Der MSc Pharmaceutical Sciences bereitet durch Projektarbeiten in verschiedenen Gruppen und vertiefenden Kursen auf eine Karriere in Industrie oder Forschung vor. Mit diesem Abschluss ist das Arbeiten in der Apotheke nicht möglich. Beide beinhalten eine sechsmonatige Masterarbeit, danach ist eine Promotion möglich. Mir persönlich hat dieses System sehr zugesagt, da man die genannten Wahlmöglichkeiten und dazu genügend Zeit hat, um sich für einen der beiden Wege zu entscheiden.

Im Rückblick

Insgesamt war das Studium mit den Vorlesungen und Laborpraktika sehr zeitintensiv. Dennoch hatte man immer ausreichend Zeit für alle Aufgaben. Außer den wöchentlichen Berichten gab es wenige Deadlines. Für das Studium kann man immer etwas tun, und dennoch habe ich mir regelmäßig Zeit genommen, Zürich und die Schweiz zu genießen und zu entdecken. So sind viele meiner Erinnerungen entstanden: Limmatschwimmen im Sommer, Sonnenaufgänge in den Bergen oder beim Rudern, Jazzbars in Zürich, Skitouren mit Freund:innen und viele mehr.
Ich finde es immer wieder spannend, verschiedene Kulturen zu erleben. Dadurch, dass man im Ausland oft auch in der internationalen Community ist, lernt man verschiedenste Menschen kennen und kann den Horizont erweitern. Ein Studium im Ausland kann herausfordernd sein, aber diese Zeit kann einen prägen wie vielleicht keine andere Zeit im Leben. Es lohnt sich! Meine Zeit in der Schweiz ist vorbei, aber ich würde und werde auf jeden Fall wieder im Ausland studieren – mein Master ruft.

Elena Grobecker

absolvierte ihren Bachelor in Pharmazeutischen Wissenschaften an der ETH Zürich in der Schweiz. Sie war im Vorstand der asep, dem Schweizerischen Pharmaziestudierendenverein, für Internationales zuständig.