Im Land der Fjorde, Nordlichter und Apothekenketten

Ein Jahr als Apothekerin in Norwegens
größter Apothekenkette

Nach dem Studium ins Ausland. Arbeiten, wo andere Urlaub machen, bevor der Ernst des Angestelltenlebens in Deutschland beginnen würde. „Das wär´s doch!“, dachte ich mir und wagte eine Tätigkeit als sogenannter Provisorfarmasøyt bei Apotek1 – Norwegens größter Apothekenkette.

Schon während meines Studiums an der Universität Regensburg fiel mir auf, dass Apotek1 immer wieder auf der Suche nach Apothekern für ihre Filialen in Norwegen war. Über die Fachschaft erreichten uns Studenten ab und zu Anzeigen, die uns das Arbeiten und Leben in Norwegen schmackhaft machen sollten. Was interessant klang, wurde für mich nach und nach zu einer ersten Idee, wie das Apothekerleben nach dem Studium aussehen könnte.
Nach einer unkomplizierten Kontaktaufnahme zu einer in München ansässigen Personalmanagerin, die für die Rekrutierung europäischer Pharmazeuten zuständig war, und einem darauf folgenden Vorstellungsgespräch im Headquarter von Apotek1 in Lørenskog bei Oslo war für mich die Sache klar: Das möchte ich gerne machen.

Eine große Chance

Arbeiten im Ausland empfand ich als große Chance für meine persönliche und berufliche Entwicklung. Das Kennenlernen eines fremden Landes und Gesundheitssystems und die Herausforderung, Kunden in einer neu erlernten Fremdsprache zu beraten, waren nur drei der spannenden Dinge, die mich in der Zukunft erwarteten.
Aber zuerst einmal bedeutete das, nach dem dritten Staatsexamen weiterzubüffeln. Einige Monate hieß es wieder, die Schulbank zu drücken. Zusammen mit zwei Mitstreiterinnen belegte ich einen ganztägigen Norwegisch-Kurs, der jedoch noch in Deutschland stattfand. Ein gutes bis sehr gutes Norwegisch-Niveau war Voraussetzung für eine Anstellung im hohen Norden. Im Anschluss und kurz vor Aufnahme der eigentlichen Tätigkeit als Apothekerin fanden Einführungskurse in diversen, für das Arbeiten in Norwegen notwendigen Fächern statt. Sie umfassten das dort geltende Apotheken- und Arzneimittelrecht, Besonderheiten in den Apotheken, Anforderungen an die pharmazeutische Beratung und vieles mehr. Dafür fanden sich an die zehn Apotheker und Apothekerinnen aus ganz Europa in der Hauptniederlassung in Norwegen ein, und so lernte man zugleich die anderen neuen Pharmazeuten kennen. Verteilt wurden wir alle über das ganze Land. Ein kleiner Wermutstropfen bestand darin, dass es nicht möglich war, sich auszusuchen, in welcher Stadt man arbeiten wollte. Man konnte aber Präferenzen angeben: Wäre man lieber am Meer oder in den Bergen, lieber im Norden oder im Süden? Die endgültige Entscheidung darüber, wohin man versetzt wurde, behielt sich die Apothekenkette, je nach größtem Bedarf, jedoch vor.
Ich hatte Glück mit meinem Los: Die kleine Stadt Hamar, in der ich arbeiten sollte, ist nur zwei Autostunden von Oslo und nur eine vom Flughafen Gardermoen entfernt. Damit stellten Besuche in Deutschland für mich keine große Reise dar. Umgeben von einer reizvollen Landschaft und dem größten Binnensee Norwegens wurde es auch in der Freizeit nicht langweilig.

Hilfe von der Apothekenkette und den Kolleginnen

Bei allen organisatorischen Belangen im Vorfeld, wie dem Umzug nach Norwegen oder der Beantragung einer Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung, war die Kette zur Stelle. Sie gab Hilfestellung bei allen Fragen, und somit hielt sich der eigene Aufwand sehr in Grenzen. Nur eine Wohnung suchen, das musste man selbst.

Zu Anfang war es ungewohnt, Kunden in einer gerade erst erlernten Sprache zu beraten, vor allem Telefonate stellten eine Herausforderung dar. Doch ich hatte unglaublich hilfsbereite und nette Kollegen und Kolleginnen, die bei Fragen immer ein offenes Ohr hatten und gerne mal ein Telefonat übernahmen, zum Beispiel wenn wieder einmal schwedisch oder dänisch sprechende Kunden am Apparat waren, was in meiner Apotheke des Öfteren vorkam. Ich konnte viel lernen, da meine Apotheke, neben dem normalen Betrieb, die größte Tierarzneimittelapotheke Norwegens war und zudem eine große Abteilung für Heimbelieferung hatte.
Aber es gab nicht alle Arzneimittel, die man aus Deutschland kennt. So manches Mal hätte ich im OTC-Bereich das ein oder andere Medikament, das es hier jedoch nicht gab, gut für den Verkauf und die Beratung gebrauchen können.
Natürlich gibt es auch negative Erinnerungen: Verärgerte Kunden, wenn man einmal nicht alles auf Anhieb verstanden hatte, oder die Abwesenheit von Familie und Freunden. Dafür konnte man in der Ferne neue Freunde gewinnen und viele weitere positive Erfahrungen sammeln. Alles in allem kann ich eine Zeit in einem anderen Land nur weiterempfehlen.
Meine Auslandserfahrung liegt bereits eine Weile in der Vergangenheit. Ich verbrachte das Jahr 2009 im wunderschönen Norwegen. Seitdem können sich die Konditionen einer Einstellung geändert haben. Aber ich gehe davon aus, dass man bei Interesse mit ein wenig Eigeninitiative und Recherche in vielen Ländern Europas und des Schengener Raums eine tolle Anstellung als Apotheker finden kann.

Michaela Theresia Schwarz

ist Apothekerin, PTA und Fachjournalistin. Nach ihrem Pharmaziestudium an der Universität Regensburg war sie in Apotheken im In- und Ausland sowie im fachredaktionellen Bereich tätig.