Lehrbücher fürs Pharmaziestudium

„Das steht im Arzneibuch“ ist wohl eine der beliebtesten Antworten im Pharmaziestudium. Natürlich kann aber selbst im Deutschen, Homöopathischen und Europäischen Arzneibuch gemeinsam nicht alles nachgeschlagen werden, was euch an Fragen im Studium begegnet. Um zu verstehen, zu üben, zu lernen und zu vertiefen, gibt es viele gute Lehrbücher, die helfen, die Fragezeichen im Kopf aufzulösen und neue interessante Aspekte aufzugreifen. Welche davon nicht in eurem Regal fehlen sollten und wie ihr damit arbeiten könnt, erfahrt ihr in diesem Artikel. Titel, Autor und Cover der genannten Buchtipps findet ihr in der Tabelle.

Im Grundstudium geht es darum, die Grundlagen der Naturwissenschaften zu erlernen. Es stehen einige Fächer auf dem Lehrplan, darunter Mathe und Physik, instrumentelle Analytik sowie die Arzneiformenlehre, Anatomie und Physiologie, Toxikologie, Ernährungs­lehre, pharmazeutische Biologie sowie Botanik und natürlich jede Menge Chemie, von der anorganischen über die organische bis hin zur analytischen und physikalischen. Wer bei den vielen Fächern den Überblick noch nicht verloren hat, tut es spätestens bei der Flut an Formeln, Namen und Informationen in der Vorlesung. Manch ein Student droht gar in den Informationen zu ertrinken. Ein Rettungsring können gute Lehrbücher sein, und das nicht nur, um Sachverhalte, die nicht verstanden wurden, nachzuschlagen, sondern auch, um z. B. das Gelernte in Übungen zu vertiefen.

Lehrbücher für die umfassende Chemie

Für die umfassende Chemie, die einen Großteil des Grundstudiums ausmacht, empfehlen sich je nach Teilgebiet unterschiedliche Werke. Um die Grundlagen der anorganischen Chemie zu erlernen, ist das Buch „Allgemeine und Anorganische Chemie für Pharmazeuten“ der ideale Helfer. Ihr lernt die Grundkonzepte der Chemie und werdet durchs gesamte Periodensystem geführt. Aufs chemische Analytik-Praktikum bereiten euch die Bücher „Jander/Blasius Anorganische Chemie I und II“ vor. Sie vermitteln die theoretischen Grundlagen zur allgemeinen und qualitativen (Teil I) sowie quantitativen Analytik (Teil II). Neben der Theorie erfahrt ihr im ersten Teil, wie ihr die Kationen und Anionen in eurer Analyse im Labor herausfinden könnt. Vorproben wie die Flammenfärbung, Trennungsgänge und Nachweise werden erläutert. Der zweite Teil des Jander/Blasius rüstet euch für die quantitativen Analysen im Labor, beispielsweise werden Titrationen wie die Säure-Base- Titration oder Fällungstitration erläutert. Wer die Anorganik erfolgreich hinter sich gebracht hat, kann zur Organik vorpreschen. Nicht fehlen sollte dabei das Buch „Beyer/Walter Organische Chemie“. Umfassend und ausführlich bringt es euch die Chemie der Kohlenstoffverbindungen näher, erläutert die Strukturen und Eigenschaften der verschiedenen funktionellen Gruppen, zeigt Reaktionsmechanismen und Synthesewege auf und erklärt Anwendungsgebiete und ausgewählte Verbindungen und vieles mehr. Tipp: Einen guten Überblick über funktionelle Gruppen, Struktur- und Stereochemie sowie die Namen von Cyclen und Heterocyclen findet ihr in dem Taschenfalter zum Buch. Er ist nicht nur eine super Lernhilfe, sondern kann immer herangezogen werden, wenn man – wie so oft – einer Strukturformel begegnet und vergessen hat, wie eine bestimmte funktionelle Gruppe oder ein enthaltener Cyclus darin heißt. Im Anhang des Buches findet ihr außerdem ein Verzeichnis über wichtige Reaktionen und Begriffe in der Chemie. So findet ihr schnell zu den Namensreaktionen, z. B. der Mannich-Reaktion, und habt einen Überblick, was sich dahinter verbirgt. In der instrumentellen Analytik kann euch das Lehrbuch „Instrumentelle Analytik kompakt“ helfen durchzublicken. Komplexe Themen wie die UV/VIS-Spektroskopie oder die Massenspektrometrie werden verständlich erklärt. Jedes Kapitel schließt mit Übungen, um das Wissen zu verstehen und zu festigen. So könnt ihr mit Übungen Abwechslung in die langen Lerneinheiten einbauen. Und was ist schöner als das Erfolgsgefühl, wenn ihr eine Aufgabe richtig gelöst habt?

Für den Überblick in der Biologie

Über die grundlegenden Themen der Biologie könnt ihr euch im „Leistner/Breckle Pharmazeutische Biologie kompakt“ informieren. Von der Genetik über die Botanik bis hin zu den Fragen, wie die Niere, die Atmung, das Herz (…) funktionieren, findet ihr auf über 700 Seiten Antworten. Die Kapitel schließen mit kurzen Zusammenfassungen und Wiederholungsfragen, die sich eignen, um das Gelernte in eigenen Worten wiederzugeben. Informationskästen zum Praxisbezug verknüpfen Humanbiologie mit der Pharmazie und erklären, wo die Ursprünge einer bestimmten Krankheit im Körper liegen.

Buchtipps für die Physik, Arzneiformenlehre und Pharmazeutische Technologie

Das Buch „Physik für Pharmazeuten, Mediziner und Studierende mit Physik als Nebenfach“ vermittelt die Grundlagen der Physik und lehrt in vielen Übungsaufgaben die Anwendung der Gesetze. Für die Arzneiformenlehre lohnt sich der „Voigt Pharmazeutische Technologie“, der spätestens im Hauptstudium zur Pflichtlektüre gehört. In dem Klassiker werden technologische Grundlagen vermittelt sowie das Wissen rund um Arzneiformen. Was ist der Unterschied zwischen Pulvern und Granulaten, wie läuft die Tablettierung ab, was muss bei der Herstellung von Kapseln beachtet werden, welche Anforderungen werden an halbfeste Zubereitungen wie Cremes oder Salben gestellt, welchen Prüfungen müssen die Darreichungsformen nach Arzneibuch entsprechen, und wie prüft man? Antworten auf Fragen wie diese und viele weitere findet ihr im Voigt, der in vielen Abbildungen Aufbau und Funktionen der verschiedenen Geräte, Apparaturen und Arzneiformen aufzeigt und in Texten erläutert.

Helfer im Hauptstudium

Neben der Pharmazeutischen Technologie erwartet euch im Hauptstudium die Pharmazeutische Biologie, Pharmakologie und Toxikologie, klinische Pharmazie und die medizinische Chemie. Der Umfang ist enorm. Wie kann das alles gelernt werden? Die fünf Lernkästen der Reihe „Last Minute Check – Gerüstet für das zweite Staatsexamen“ sind eine Möglichkeit, um euch mit den Themen der Hauptvorlesung schon während des Semesters auseinanderzusetzen oder in der Vorbereitung für das zweite Staatsexamen. Sie sind erhältlich zu den fünf Kerngebieten des Hauptstudiums „Klinische Pharmazie“, „Pharmakologie/Toxikologie“, „Pharmazeutische Biologie“ „Pharmazeutische/medizinische Chemie“ und „Pharmazeutische Technologie/Biopharmazie“. In den Karteikarten werden Fragen gestellt, deren Antwort ihr auf der Rückseite findet. So könnt ihr die Themen der Vorlesung abwechslungsreich wiederholen. Ihr braucht dazu nichts weiter als den Kasten zum jeweiligen Fach und könnt so auch super unterwegs lernen.

Klassiker für Pharmakologie und Phyto­pharmazie – Neues für medizinische Chemie

Das Buch der Pharmakologie ist wohl der „Mutschler Arzneimittelwirkungen“. Es fasst die Pharmakotherapie indikationsbezogen zusammen. Die anatomischen und physiologischen Grundlagen des Körpers z. B. des Nervensystems oder Herz-Kreislauf-Systems werden zunächst erläutert und darauf aufbauend erklärt, wie Krankheiten im Körper entstehen und wo Arzneimittel ansetzen, um diese zu behandeln. Wirkstoffe und Wirkstoffgruppen werden umfassend beleuchtet. Verständ­liche Erklärungen und viele Tabellen und Abbildungen vermitteln das Wissen rund um die Pharmakologie und Toxikologie sowie die klinische Pharmakologie. So könnt ihr euch mit dem Lehrbuch auch für die klinische Pharmazie wappnen, denn auch in diesem Fach braucht ihr das Wissen rund um Arzneistoffe. Um dieses Wissen anzuwenden und zu festigen, sind außerdem die POP-Fälle der Deutschen Apotheker Zeitung ein super Tipp, in die ihr euch auf jeden Fall reinlesen solltet. Mit dem Lehrbuch „Klinische Pharmazie“ könnt ihr dann in die Grundlagen und Anwendungen eintauchen. Ihr lernt, wie ihr Therapien bewertet, individuell anpasst und Patienten pharmazeutisch betreut. Wer gerne von Frühjahr bis Herbst durch Wälder und Wiesen zieht, dabei auf verschiedene Heilkräuter stößt und wissen möchte, wie diese aussehen und aufgebaut sind, welche Inhaltsstoffe darin enthalten sind und wozu diese eingesetzt werden, sollte sich den Klassiker „Wichtl – Teedrogen und Phytopharmaka“ zulegen, der euch in der Pharmazeutischen Biologie weiterhilft. In Mono­grafien werden Teedrogen erläutert. Ihre Inhaltsstoffe und ihre Wirkung, ihre Anwendungsgebiete, ihr Einsatz in Phytopharmaka und die Prüfungen der Droge werden aufgegriffen und helfen euch, euch auf die Prüfung vorzubereiten. Bei Fragen in der Medizinalchemie hilft euch das Buch „Pharmazeutische/Medizinische Chemie“ weiter, das 2022 als Erstauflage erschien. Das Werk gliedert sich in einen allgemeinen und einen speziellen Teil. Der allgemeine Teil erklärt unter anderem die chemischen Grundlagen der Pharmakodynamik und Pharmako­kinetik, der unerwünschten Arzneistoffwirkungen sowie der Arzneistoffanalytik. Ihr erfahrt unter anderem, wie sich die funktionellen Gruppen ­eines Arzneistoffs auf seinen Effekt auswirken, z. B. wie sich die Verschiebung der Hydroxygruppe von Tetra­cyclin um eine Position auf die Wirkung des resultierenden Doxycyclins auswirkt. Auch die nasschemischen Methoden, die ihr braucht, um die Arzneistoffe im ­Labor nachzuweisen und zu quantifizieren, werden ­erklärt. Im speziellen Teil werden die Wirkstoffe sortiert nach therapeutischer Anwendung betrachtet und erläutert.

GrundstudiumHauptstudium
Allgemeine und Anorganische Chemie
für Pharmazeuten
von Emerich Eichhorn

Voigt Pharmazeutische Technologie
Für Studium und Beruf
von Alfred Fahr


Jander/Blasius, Anorganische Chemie I und II
Theoretische Grundlagen und Qualitative Analyse/Quantitative Analyse und Präparate
von Eberhard Schweda
Mutschler Arzneimittelwirkungen
Pharmakologie Klinische Pharmakologie Toxikologie
von Gerd Geisslinger, Sabine Menzel, Thomas Gudermann, Burkhard Hinz und Peter Ruth
Beyer/Walter Organische Chemie
von Tanja Schirmeister, Carsten Schmuck und Peter Wich




Klinische Pharmazie
Grundlagen und Anwendungen
von Ulrich Jaehde, Roland Radziwill und Charlotte Kloft


Instrumentelle Analytik kompakt
Mit kommentierten Originalfragen für Pharmazeuten
von Andreas Dominik, Dieter Steinhilber und Mario Wurglics
Wichtl Teedrogen und Phytopharmaka
Ein Handbuch für die Praxis
von Wolfgang Blaschek
Leistner/Breckle Pharmazeutische Biologie kompakt
Grundlagen, Systematik, Humanbiologie
von Gisela Drews, Michael Keusgen, Christel Drewke und Peter Krippeit-Drews
Pharmazeutische/Medizinische Chemie
Arzneistoffe – von der Struktur zur Wirkung
von Klaus Müller, Helge Prinz, Matthias Lehr

Physik
für Pharmazeuten, Mediziner und Studierende mit Physik als Nebenfach
von Ulrich Haas
Paket Last Minute Check
– Gerüstet für das Staatsexamen Pharmazie

Tab.: Beispiele für hilfreiche Lehrbücher im Pharmaziestudium

Julia Stützle

Julia Stützle hat Pharmazie in Tübingen studiert. Nach Erhalt der Approbation war sie ein Jahr in der öffentlichen Apotheke tätig. Im Februar 2023 begann sie ein Volontariat in der Redaktion der DAZ.