Tipps und Tricks für ein augenschonendes Studieren

Das Lernen wird immer digitaler, wodurch die Augen immer mehr beansprucht werden. Kurz vor den Prüfungen steigt der Stress zusätzlich. Oft gehen mit dem Lernstress Kopfschmerzen und
Sehprobleme einher. Nicht immer ist eine fehlende Brille der Grund. Oft sind die Augen durch das
konzentrierte Schauen überanstrengt. Augenoptikermeisterin Lisa Meinl zeigt euch Tipps und Übungen für ein entspannteres Lernen.

Rote, juckende und brennende Augen sind häufig die ersten Anzeichen für Überanstrengung. Das Problem: Die Prüfungen stehen vor der Tür, und ihr könnt nicht so viele Pausen machen, wie ihr gerne würdet. Hier bekommt ihr ein paar Tipps, die helfen sollen, damit eure Augen den Lernstress besser mitmachen. Jeder Mensch ist anders und dadurch auch seine Augen und was sie benötigen. Fühle dich eingeladen, die Dinge auszuprobieren, und nutze nur das im Alltag, was dir auch wirklich hilft! Zuallererst musst du wissen, dass wir weniger blinzeln, sobald wir konzentriert an PCs, Laptops und an anderen Geräten arbeiten. Das bedeutet, wir müssen aktiv blinzeln, um das Auge feucht zu halten. Als Hilfestellung und zur Erinnerung kannst du ein kleines Zettelchen nehmen und einen roten Punkt darauf malen. Diesen befestigst du an einer der Bildschirmecken, und jedes Mal, wenn du den Punkt siehst, blinzelst du. Der Körper registriert das und wird mit der Zeit von selbst mehr blinzeln.

Immer schön feucht halten

Arbeiten am Laptop: Der Abstand zwischen dir und dem Laptop sollte möglichst 70 Zentimeter betragen. [Foto: Lisa Meinl]

Trinkst du am Tag deine zwei bis drei Liter, hilft das nicht nur gegen Schwindel und Kopfweh, sondern auch, trockenen Augen vorzubeugen [1]. Wer trotz großer Flüssigkeitsaufnahme und häufigem Blinzeln schnell trockene Augen bekommt, kann Tränenersatzmittel nutzen. Dabei gibt es zwei Varianten: das Lipidspray und die Benetzungstropfen. Lipide bilden die äußerste Schicht im Tränenfilm. Ist diese Schicht unterbrochen, kann das darunterliegende Wasser leichter verdunsten.

Die alternative Ursache für deine trockenen Augen ist, dass zu wenig Wasser für den Tränenfilm vom Körper produziert wird. Dann schaffen Benetzungs­tropfen Abhilfe. Du kannst entweder beides ausprobieren, oder der Augenoptiker oder die Augenoptikerin untersucht den Tränenfilm und sagt dir nach der Analyse, was dir helfen kann. Wichtig: Nutze diese Produkte immer nur bei Bedarf! Der Körper registriert es, wenn du vorbeugend die Tränenersatzmittel nutzt, und produziert dann weniger selbst. Um die Durchblutung der Augen zu fördern und die Muskeln zu entkrampfen, solltest du regelmäßige Pausen an der frischen Luft einlegen. Die Bewegung hilft nicht nur, alle Muskeln zu entkrampfen, sondern auch beim Denken. Gähne aktiv, auch wenn du nicht gähnen musst. Das führt zur Entspannung der Gesichts- und Nacken­muskulatur. Gleichzeitig dringt mehr Sauerstoff in die Zellen ein, und du bist wieder aufnahmefähiger [1].

Nah und doch so fern

Die 20/20/20-Regel ist für alle Naharbeiten geeignet, egal, ob du am PC sitzt oder vor deinen Fachbüchern. Das bedeutet, du sollst alle 20 Minuten für 20 Sekunden in mindestens 20 Meter Entfernung schauen. Blicke dabei möglichst in den Himmel oder auf offene Flächen und lass den Blick schweifen. So können sich die Augen auch wirklich entspannen. Bei jedem Blick in die Nähe müssen sich die Augenmuskeln anstrengen, also ähnlich, als wenn du einen Liegestütz machst. Stell dir jetzt vor, du machst die Liegestütze drei Stunden ohne Pause. Genau so fühlen sich auch deine Augen, und dafür ist die Übung, um diese Anspannung der Muskeln zu lösen [1, 2]. „Endlich Schluss für heute mit dem Lernen und ab an den PC zum Zocken.“ Das ist leider für die Augen keine gute Idee. Nach der Naharbeit, egal ob digital oder analog, solltest du eine Pause machen. Hier würde sich auch ein Spaziergang anbieten oder eine andere Tätigkeit, bei der deine Augen in die Ferne schauen. Die digitalen Geräte oder Lernunterlagen sollten mindestens 30 bis 40 cm vom Gesicht entfernt sein. Ein PC-Bildschirm sollte sogar 70 cm entfernt zu dir stehen (s. Foto auf Seite 12).

Hilfe suchen

Solltest du merken, dass du im Hörsaal oder daheim beim Lernen nicht so gut siehst, gehe bitte zum Augen­optiker oder der Augenoptikerin. Schiebe es nicht auf, denn sollte eine Fehl­sichtigkeit vorliegen, kann diese
deine Konzentration und Lernfähigkeit beeinflussen.Solange es nur die Sehstärke betrifft, bekommst du beim Optiker oder der Optikerin schneller einen Termin als bei einer Augenarztpraxis. Sollte es etwas Auffälliges
geben, wirst du an eine Augenarztpraxis verwiesen.

Den Sehorganen etwas Gutes tun

  • Augenbad. Nimm kühles Wasser und spritze es dir auf die geschlossenen Augen. Zum einen erfrischt es dich, zum anderen regt es die Durchblutung an.
  • Schließe deine Augen, wenn sie nach einer langen Lernsession schmerzen. Dann legst du deine gewölbten Hände so auf die Augen, dass sie die Augen nicht berühren, aber auch kein Licht an sie kommt. Die Dauer ist dabei egal. Richte dich nach deinem Gefühl, wannes sich für dich wieder besser anfühlt [1].
  • Um die Augenbewegungsmuskeln zu lockern, hältst du deinen Daumen auf Augenhöhe
    vor dich und bewegst ihn nach links, rechts, oben und unten.
    Dabei folgst du ihm nur mit deinen Augen, während dein Kopf starr bleibt. Wenn du die vier Richtungen fertig hast, machst du das Gleiche in den Diagonalen. Anschließend bewegst du deinen Daumen viermal in Form einer liegenden Acht. Diese Übung sollte circa 60 Sekunden dauern [1].
  • Augenmassage: Du kannst mit zwei Fingern kreisförmig um die Augen klopfen. Das regt den Tränenfluss und die Durchblutung an. Achte bitte darauf, dass du nicht auf die Augäpfel klopfst, sondern nur ringsherum. Du kannst dir die Knochen, die um das Auge herum sind, als Orientierung nehmen.
  • Die Drüsen, die den Fettanteil im Tränenfilm produzieren, befinden sich in unseren Augen­lidern. Um sie anzuregen, erwärmst du sie mit einem warmen Waschlappen oder einer Gelmaske (die auf circa 60 °C erwärmt wurde) für sieben bis zehn Minuten. Prüfe aber vor der Anwendung mit der Innenseite deines Handgelenkes, dass es nicht zu heiß ist. Nachdem du den Waschlappen oder die Maske abgenommen hast, streichst du über die geschlossenen Lider. Beim Oberlid streichst du sanft mit den Fingern von oben nach unten zur Lidspalte. Beim Unterlid streichst du von unten nach oben zur Lidspalte und danach von außen nach innen zur Nase. Danach kannst du mit einem Wattepad mit spezieller Lidreinigungsflüssigkeit über die Lider fahren. Du kannst aber statt der Reinigungsflüssigkeit auch einfach warmes Wasser nutzen [2].

Literatur
[1] Friedrich M, Degle S. Entspannt am Bildschirm. DOZ Verlag, 1. Auflage 2019
[2] 10 Tipps für gesunde Augen So können Sie trockenen Augen oder Sehstress vorbeugen. Carl Zeiss AG, Stand: Juli 2023,
www.zeiss.de/vision-care/besser-sehen/gesundheit-vorsorge/10-tipps-fuer-gesunde-augen.html

Lisa Meinl

Augenoptikermeisterin und freiberufliche Dozentin an der bfw Meisterschule für Augenoptik in Karlsruhe. Hauptberuflich arbeitet sie als Volontärin im DOZ Verlag Optische Fachveröffentlichung in Heidelberg.