Hormon verkürzt Koma bei Mäusen

(Bild: runzelkorn/AdobeStock)

Wird zu viel Alkohol getrunken, tritt irgendwann Bewusstlosigkeit ein. Gegen dieses Koma gibt es bislang kein medizinisches Gegenmittel. Das Hormon FGF21 könnte diese Tatsache ändern. Es wird in der Leber gebildet und Ethanol kurbelt seine Produktion an. Bei Affen und Mäusen scheint es das Bedürfnis nach mehr Alkohol zu hemmen. Pharmakologen aus Dallas experimentierten nun mit Mäusen und blockierten genetisch die FGF21-Produktion einiger Tiere. Dann legten sie die genveränderten Mäuse mit einer hohen Dosis Alkohol ins Koma – zusammen mit Tieren, deren Leber nach wie vor FGF21 produzierte. Einigen Nagetieren injizierten sie zusätzlich FGF21. Sie schauten, welche alkoholisierten Mäuse ihren Rausch am längsten ausschliefen. Mäuse ohne FGF21 schliefen länger als Tiere, die das Hormon produzieren konnten. Am schnellsten wieder wach waren Mäuse nach einer FGF21-Spritze. Wie lässt sich das erklären? Eine Spur ist der Locus caeruleus, eine Hirnregion, in der am meisten neuronales Noradrenalin gebildet wird. Bekannt war, dass Ethanol diese Region stimuliert. Doch die Forscher fanden heraus: Ohne FGF21 bleibt diese Stimulation aus. Im Umkehrschluss muss das Hormon das noradrenerge System direkt stimulieren und weckte die Tiere schneller auf. Wirkt das Hormon beim Menschen ähnlich, könnte es vom Alkohol ausgeknockte Patienten schneller wieder ansprechbar machen.

Literatur
Choi M et al. FGF21 counteracts alcohol intoxication by activating the noradrenergic nervous system. Cell 2023, https://doi.org/10.1016/j.cmet.2023.02.005
Kreier F. A hormone shot helped drunk mice sober up quickly. Science News 2023, Artikel vom 22. März,
www.sciencenews.com

Marius Penzel, Berlin

Marius Penzel studierte Pharmazie in Leipzig. Nach dem Praktischen Jahr absolvierte er ein Volontariat bei der Deutschen Apotheker Zeitung. Heute arbeitet er als freier Wissenschaftsjournalist in Berlin.